"No-Show"-Gebühr

Termin geschwänzt – Wiener Ärztin verlangt 40 € Strafe

Weil Termine unentschuldigt verfallen, führt eine Wiener Kassenärztin nun ein Ausfallshonorar von 40 Euro ein – rechtlich ist das zulässig.
Christoph Weichsler
17.06.2025, 05:30

Allgemein-Medizinerin Naghme Kamaleyan-Schmied betreibt eine Kassenordination in Wien-Floridsdorf und ist fassungslos, was sich dort fast täglich abspielt: "Oft buchen Eltern für sich und ihre drei Kinder gleichzeitig – also fünf Termine. Wir stocken dann das Personal auf, alles läuft auf Hochtouren – und dann kommt niemand", so die Ärztekammer-Vizepräsidentin.

Diese Ausfälle passieren besonders oft bei Online-Buchungen spätabends. "Die Leute klicken sich mitten in der Nacht Termine zusammen – und tauchen dann einfach nicht auf. Keine Absage, kein Anruf, nichts." Die Folge: Das Praxisteam steht bereit, obwohl der Termin kurzfristig verfällt – und das bei einem eng getakteten Vormittag.

"Medizin ist keine Gratis-Ware"

"Das geht so nicht weiter!", erklärt Kamaleyan-Schmied. Für sie ist klar: "Medizin ist eine Ressource – und sollte auch so behandelt werden." Viele Patienten würden Kassenleistungen als selbstverständlich betrachten, meint sie. "Wenn man für etwas nichts zahlt, wird es auch nicht geschätzt."

Jeder abgesagte Termin reißt ein Loch in die Planung – und in die Kasse. "Wir sind auf Effizienz angewiesen. Wenn die Terminliste voll ist, bestellen wir mehr Personal. Bleiben dann mehrere Patienten einfach weg, ist das wirtschaftlich katastrophal."

Termin schwänzen kostet 40 Euro Strafe

Wer einen Termin ohne Absage verfallen lässt, muss künftig 40 Euro zahlen – ein sogenanntes Ausfallshonorar. Laut der Ärztin ist dies rechtlich gedeckt und wird auch von der Ärztekammer unterstützt.

10 Minuten Wartezeit – "wenn alle mitspielen"

Auch wenn die Medizinerin grundsätzlich froh über das Online-Terminsystem ist – "früher haben die Leute stundenlang im Wartezimmer verbracht" – sieht sie dringenden Handlungsbedarf. "Heute wartet man bei mir mit Termin im Schnitt zehn Minuten – aber das geht nur, wenn alle mitspielen."

Kassenarzttermine werden zu Spielball

Was Kamaleyan-Schmied am meisten stört: "Dass es niemanden interessiert, dass diese Termine Steuergeld kosten." In Wahlarztpraxen sei ein Ausfallhonorar längst üblich – genauso bei Therapie oder Zahnärzten. "Nur in der Kassenmedizin scheint es allen niemanden zu interessieren."

Dabei seien Arzttermine längst knapp, die Wartezeiten lang. "Wenn dann jemand fünf Termine bucht und keiner erscheint, ist das nicht nur respektlos – es schadet allen anderen Patienten, die dringend Hilfe brauchen."

Ärztekammer zieht nach – Strafen sollen Schule machen

Die Ärztekammer Niederösterreich will das Problem nun systematisch angehen. Wer nicht erscheint und nicht absagt, soll zahlen – fair und angemessen. "Das ist in anderen Branchen längst Standard", sagt Dr. Eva Maria Hochstöger in einer Aussendung. Wichtig sei, dass Patienten im Vorfeld informiert werden – per Aushang oder auf der Homepage.

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